Galtaikhuu Galsan ist das neue Oberhaupt der mongolischen Tuwa Nomaden! In einer feierlichen Zeremonie wurde ihm am 21. Juli 2024 vom Vater der Dolch und der Feuerstein und der Hut überreicht.
Lassen Sie uns mit einem Auszug aus dem Buch von Galsan Tschinag (Mein Altai) versuchen zu erklären welchen Stellenwert der Altai für das tuwinische Volk hat…
Hat nicht jedes Reh seine Mulde? Hat nicht jeder Ziesel ein Loch? Der Tuwiner hat den Altai. Im Gebirge taugen grosse Worte nichts. Man sagt «Altai» wie anderswo «Gott», Himmel, Mutter» so viel Glauben und Hingabe entlockt dieser Name, so viel Trost und Hoffnung birgt er.
Altai – das sind die Himmel stützenden, Wolken wehrende Berge mit den wilden weissen Gipfeln, den welken weissen Winden, den windungsreichen weissen Flüssen. Das sind die sturzsteilen, schwindeltiefen Schluchten mit den stillen schwarzen Schatten. Das sind die dahingworfenen, ruhenden Täler mit den geborgenen grünen Gründen, den glatten grünen Hügeln, den grossen grünen Ebenen. Das ist das blaue Ineinanderfliessen von Himmel-Wasser-Himmel: Seen; das ist das goldene Ineinanderschwimmen von Sonne-Gras-Sonne: Steppen. Altai – das ist tönendes Farbenspiel zwischen Himmel und Erde. Das ist der Reichtum unzähliger Generationen: Wald, Wild, Weide. Altai – das ist das Schicksal der Tuwiner.
Die Not mag den Ziesel aus seinem Loch vertreiben und den Steinadler von seinem Horst – wir aber dürfen dich nicht verlassen, sonst wären wir allesamt verloren, du, unser Altai, und wir, deine Tuwiner
Mein Altai von Galsan Tschinag
Die Not war oft sehr gross, besonders im letzten Winter. Galtai hat nun die Verantwortung für das Volk von 4000 Tuwiner von seinem Vater übertragen bekommen. Er muss nun seine Nomadengemeinschaft in das moderne Leben führen und dabei die Traditionen nicht verlieren.
Die feierliche Übergabe der Verantwortung und die dazu gehörenden Insignien, der Dolch und der Feuerstein am Gürtel und der Hut wurden Galtai von seinem Vater übergeben. Ein Händedruck und ein Beriechen. Das Bewahren der Traditionen heisst nicht die Asche verstreuen sondern das Feuer weiter geben! Auch Das Volk freut sich. Mit vollem Einverständnis jubelten sie dem Nachfolger von Galsan Tschinag als Häuptling des Stammes Aday Irgit zu.
Dolch und Feuerstein mit Gürtel und Hut bedeutet für einen Mann das Heiligste. Diese Dinge werden niemals verschenkt.
Sie können nur vererbt oder bei der Übernahme eines Dienstes feierlich weiter gegeben werden.
Der Dolch bedeutet einerseits Selbstschutz und andererseits Machtübernahme. Der Feuerstein mit dem Silberschmuck bedeutet das Feuer der Sippe und des Volkes hoch und rein zu halten.
In der Mitte steht die Mongolische Flagge, flankiert von der Tuwinisches Fahne.
Die Fahne bedeutet die Verbindung dreier Flüsse, Khovd, Karagana und Weisser Fluss, die sich in Zengel treffen. Das sind die drei Flusstäler wo die Tuwa-Nomaden leben.
Blau bedeutet so grosszügig wie der Himmel zu sein.
Die Frau von Galtaikhuu, Zolo, wird ihrem Mann in allen Zeiten zur Seite stehen und gesundheitlich sowie seelisch unterstützen.
Wir wünschen Galsan, nun in seinem 81-igsten Lebensjahr angekommen, dass er die Bürde und auch die Freude und Dankbarkeit für sein Volk in die kompetenten Hände seines Sohnes, der dazu erzogen worden ist, vollumfänglich in der Verantwortlichkeit weitergeben kann. Selbstverständlich wird er weiterhin Repräsentant seines Volkes in der Welt bleiben. Lieber Galsan geniesse nun sorgenfreier dein Leben in deinem geliebten Altai und in deiner Schreibwerkstatt am Steppenrand von Ulaan Baatar.
Lieber Galtai wir wünschen dir stets einen wachen Geist, ein geschicktes Händchen in deinen Entscheidungen und immer den blauen Himmel über dir. Möge dir vieles gelingen, was du dir vorgenommen hast. Herzlichen Glückwunsch!
Lassen Sie sich von den Impressionen der Feierlichkeit berühren
Wir sollten geerdet und ruhig und weitsichtig wie der Himmel sein und in uns selbst auch so gross und weitsichtig wie der Himmel! … sagt Galtaikhuu Galsan in einem Interview, das wir auf seiner Durchreise nach Südfrankreich zum Welt Ranger Kongress mit ihm führen konnten. Galtaikhuu…
Galsan Tschinag schreibt in seinem Buch «Mein Altai» über den tuwinischen Sommer… Im tuwinischen Sommer schwimmt die Welt in Pracht und Fülle. Es ist die Zeit der Regen, die der Erde und all ihren Bewohnern die Härte des Winters und Frühjahrs vom Leib waschen. Es ist die…
In der Tradition der Nomaden fällt immer dem jüngsten Sohn das Erbe zu, ganz im Gegenteil zu unserer Welt in der traditionell der Älteste «Haus und Hof» übernimmt. Die Nomaden erklären ihre Tradition so, dass auch die Erziehung der Kinder eine Erfahrung braucht und somit der jüngste Spross alle Vorzüge…