Wir erzählen euch hier eine mongolische Adventsgeschichte. Sie ist eigentlich unglaublich, aber selbsterlebt von Galsan Tschinag. Die Geschichte handelt von einem König und seinem Sohn, hier Häuptling und Häuptlingssohn genannt, Schätzen aus Gold und Edelsteinen, feinem Wachholderrauch und einem kleinen Volk hoch im Altai.
Lesen Sie Teil 1 und Teil 2 der Geschichte
Nach dieser erneuten Rückkehr aus diebischen Krallen hat Galsan seiner wunderbar handlichen, ihm so rührend treuen Schnupftabaklasche unter allen seinen Wertsachen einen noch höheren Platz als bisher zugewiesen. Er schließt sie nicht nur in den Panzerschrank, sondern sogar in dessen Innerstfach ein, den er sich nur Tage nach dem Einbruch anschaffte – mit fürs erste verspäteter Reue, nun aber auf die Zukunft gerichtet.
Während er diesen vorbeugenden Schritt tut, wird er nicht wissen, dass ihm sein Herzensschatz ein weiteres Mal entkommen würde.
Eine Weile später erschien Sohn Galtai, der längst dabei ist, die gröbsten Teile der Pflichten des Stammeshäuptlings seinem Vater abzunehmen. So ist er aus dem Altai, wo er seit dem Sommeranfang weilte, kurzfristig in die Hauptstadt gekommen weil er wichtige und unaufschiebbare Dinge erledigen musste. Er quälte sich durch den zähen Verkehr der ganzen Innenstadt um bei seinem Vater anzukommen. Galtai hatte zum Wohle des Stammes im Altai demnächst eine diplomatische Mission nachzugehen und kam mit einer Bitte zu seinem Vater. Galtais eigene wertvolle Schnupftabaksflasche ist ihm irgendwie zwischem dem mehrmaligen hin- und herreisen von UB in den Altai abhanden gekommen. Als zukünftiges Stammesoberhaupt wollte Galtai bei seinen Vater eine edle Schnupftabaksflasche aus seinem Bestand ausleihen, für seine Stammes Mission im Altai.
Der blosse Gedanke, eine jener Beiden, entkommen erst vor kurzem dem Sumpf des Diebstahls, wieder von ihm zu trennen, verursacht Galsan Unbehagen, aber er kann die Bitte seines Sohnes, der ihm so manche Last abnimmt, nicht verwehren.
Er denkt nach und kommt zu dem Entschluss, wenn ihm auch sosehr die Flasche, die schon den zweiten Diebesraub mäuschenschlau überstanden hat und ihm tief ins Herz gewachsen ist, darf er auf keinen Fall die Seele des Erbes seiner Vorfahren aus seinem sicheren Nest weggeben! Also rückt er mit der ihm später zugelegten, kleineren und heldenhaften Flasche heraus. Und spricht, während er seinen kleinen steinernen Liebling aus eigener Hand in die des Sohnes legte, betont gewichtig: „Weh dir aber, mein lieber, vertrauensseliger Junge, sollte mir die beseelte Kostbarkeit irgendwie abhandenkommen!“ Selbstverständlich versprach Galtai die Kostbarkeit wie seinen Augapfel zu schützen.
Galsan musste weitere drei Wochen später zu seinem grossen Schreck erfahren, dass die Schnupftabakflasche wieder abhanden gekommen ist! Diese schmerzliche Botschaft brachte ihm kein anderer als höchstpersönlich sein Sohn mit deutlichem Unbehaben, und hält in seinen Händen seine eigene Schnupftabaksflasche, ein Geschenk von seinem Vater vor vielen Jahren, die plötzlich wieder aufgetaucht ist. Er wollte sie dem Vater als Ersatz für die abhanden gekommene geliehene, geben. Sosehr solches in einem gewöhnlichen Falle ein Umtausch zu Galsan’s Gunst gewesen wäre, kam der Vorschlag überhaupt nicht in Frage. Es ging ihm nicht im Geringsten um den Marktwert, sondern um d a s Stück, das ihm längst als ungewöhnlich, ja beseelt, mehr noch wie ein Wunderwesen vorkam, weil es den Weg zu ihm von selber immer wieder findet, ganz deutlich, um in seiner Nähe zu bleiben und wohl ihn zu beschützen – ein Talisman, ein Amulett, sein Schutzgeist!
Galtai, sein Sohn, der immer liebe, aber arme, da oft zu vertrauensselige Junge, versprach seinem Vater alles in Bewegung zu setzen, um die abhandengekommene Kostbarkeit irgendwie ausfindig zu machen. Ein schwieriges Unterfangen, weil Galtai einen akuten Bandscheibenvorfall hatte und keinesfalls eine weitere anstrengende Reise in Altai machen konnte. Galsan denkt, nicht nur, dass sein Sohn Schmerzen hat und immobil ist, bis er er wieder an/in die Nähe aller Verdächtigen im Altai gelangen und sie durch welchen Trick auch immer zum Anbeissen bringen könnte, wird die Diebesbeute längst in die Ferne geschleust sein!
Galtai, reiseunfähig. bespricht alles mit seiner Frau Zoloo und sie wird an seiner statt in den Altai fliegen und die dringendsten Angelegenheiten, von Galtai angewiesen, erledigen. Zwei Tage später wurde Galsan durch einen Anruf berichtet, dass der Dieb bereits gesichtet worden sei. Wie das denn?
Die Schwiegertochter habe, kaum im Altai angekommen, ihre Ohren nach Schamanen, Wahrsagern und Orakelmeistern gespitzt. Da sei ein Name immer wieder vorgekommen, wohinter eine Frau stecken sollte. Und schon die zweite Nacht habe sie in der Jurte derselben verbracht. Dass die feine Stadtdame, dazu noch Schwiegertochter des Stammes, gerade ihre Jurte für würdig zur Übernachtung befunden hatte, dürfte wohl jener einfachen Landfrau und Schamanin wie eine hohe Anerkennung vorgekommen sein. Und so hat sie sich mit besonders gesammelten Sinnen auf den Auftrag ihrer Kundin gestürzt. Also, kaum hörte sie sich die Frage der Hilfesuchenden an, greift sie nach ihrem Orakelbeutel und fängt an die Orakelsteine mit halbgeschlossenen Augen unterhalb einer erblassten Stirne hinüber und herüber zu schieben. Schließlich wirft sie einen verschreckten Blick auf das fahrige Bild und spricht, als wenn sie in grosser Entfernung oder bei schwachem Licht etwas ausmachte: „Da ist doch etwas… wohl ein Mensch… ja was Männliches… und dahinter auch eine zweite, schmächtigere Gestalt… ah ja… es ist ein noch recht junges Mädchen…beide bleiben dort noch… vorerst… wie festgeklebt…“
Dann schaute sie zu Zoloo hinauf und sprach mit einem sehr sicheren Ton: „Sowohl der Dieb als auch die Beute befinden sich immer noch in nächster Nähe und die Zeugin hat wohl einen triftigen Grund, den Missetäter nicht zu verraten!“
Damit wendete sie ihren Blick von jener ab und goss sich aus der Kanne eine Schale Tee. Den sie hastig und gedankenverloren trank, ja, wie in sich hineinschüttete, ungeachtet dessen, dass dieser noch recht heiss gewesen sein müsste. Und so die Schale geleert, lässt sie verlautbaren: „Mal schauen ob wir herausfinden können, wer denn der da gewesen ist!“
Wird die Schamanin herausfinden können, wer der Dieb ist? Und wird die Schnupftabakfalsche wiedergefunden werden?
Die Antwort darauf erfahrt ihr im letzten Teil der Geschichte am 4. Adventssonntag.
Jeder, der eine Spende in Höhe von mindestens CHF 50.00 macht oder Produkte in dieser Höhe bestellt, nimmt automatisch an unser Verlosung teil. Wir verschenken eine original mongolische Tabakflasche mit Beutel.
Das Gewinnspiel gilt vom 28. November bis zum 19. Dezember.
Beträge, die bis zum 20.12.2021 auf dem OHfM Konto verbucht werden, nehmen an der Verlosung teil.
Die Schnupftabakflasche wird von Galsan Tschinag oder Sohn Galtai der glücklichen Gewinnerin oder dem Gewinner persönlich überreicht, wenn sie das nächste Mal in der Schweiz weilen. Das kann schon sehr bald sein.
Viel Glück!