Erster Bericht aus der Mongolei von Barbara Simeon, Präsidentin von Open Hearts for Mongolia und Ruedi Patt, Projektleiter Wiederaufbau Kloster in Tsengel
Nach 10 Stunden Anfahrt von UB in die Mittelgobi über mehr oder weniger guten Asphalt von 350 km und auch noch 170 km Piste kamen wir im Ort Sächenovo abends an und wurden freudig im «herrschaftlichen» Büro des Bürgermeisters begrüsst. Nach einer kurzen Besprechung fiel plötzlich der Strom aus und aus dem Nichts kam ein Sandsturm wie noch nie gesehen, nicht mal in einem Hollywood Film. Als es etwas weniger wurde, trauten wir uns raus und wurden «sandgestrahlt» in allen Ritzen, dann folgten ein paar Tropfen Regen und uns wurde gesagt: «Ihr seid gute Menschen, ihr habt uns den Regen mitgebracht».
Baumpflanzaktion in Sächenovo
Alles war sehr gut vorbereitet auf Weisung des Bürgermeisters. Ein fester Zaun wurde um das Grundstück, zwei nebeneinander liegende Gräben an der Innenseite des Zaunes gezogen. Die 10000 mitgebrachten Ulmensetzlinge wurden dort gesetzt. Das ist der erste Schritt Es wurde Strom zum Gelände gezogen und auch ein Brunnen gebohrt. Also alle Voraussetzungen geschaffen.
Eine Volksversammlung
Am 31. Mai, was der 1. Tag des Monats nach dem Mondkalender ist, kam die Bevölkerung des Städtchens zusammen. Die Kinder hatten schulfrei, das Lokalfernsehen mit einer Drohne war da, Sänger und Tänzer gaben im Steppensand stehend eine Aufführung. Die Kindergarten-Kinderchen kamen in Reihen, sich an der Hand haltend anmarschiert, viele alten Menschen und sehr viele Bürger der Stadt waren da zum Helfen. Nach dem offiziellen Akt wurden die Leute in 10 Gruppen eingeteilt und verteilt an den Bepflanzungsgräben.
Alle machen mit
Galtai hat jeder Gruppe einzeln genau gezeigt und gelehrt wie sie die Ulmen pflanzen sollen. Der Krankenwagen hatte ein Anhänger mit einem Wassertank, um die Pflanzen sogleich mit dem lebensnotwendigen Wasser zu versorgen. Viele hatten keine Schaufel, sie arbeiteten mit den Händen oder mit dem was sie hatten, z.B. eine Kehrschaufel, Es war ein sehr berührender Tag und wir konnten einmal mehr erleben, wie die Menschen sich voll hineingegeben haben und sie wollten mitmachen und haben auch verstanden, dass sie sich selbst und dem Ort der Region etwas Gutes tun. Die glücklichen Gesichter haben es uns gezeigt.
10’000 Bäume gepflanzt
Wir machten uns am Nachmittag auf den Heimweg, es war wieder ein lange Fahrt nach UB, die wir aber nicht schaffen konnten, so hat Galtai um Zehn Uhr abends entschieden, dass wir bei einem Freund von ihm, einem Umweltschützer übernachten werden, weil noch mind. 5 Stunden Fahrt vor uns lagen. Um 23.22 kam der Anruf vom Bürgermeister, dass sie jetzt Feierabend machen, alle 10000 Bäume sind gepflanzt. Yeah!
Ankunft um Mitternacht
So kamen wir sehr glücklich, erfüllt und zufrieden um Mitternacht beim Umweltschützer an, wo natürlich die Frau extra für uns gekocht hatte. Es gab Milchtee, sogar Bier zauberte der Jurtenherr unterm Bett hervor und selbstverständlich Vodka. So fielen wir dann um halb Drei übermüdet aber zufrieden in unseren Schlafsack wo wir knappe 5 Stunden Schlaf erwischten. Um Neun fuhren wir nach einem wunderbaren Milchreis-Frühstück zurück nach UB, wo wir noch 1 ½ im Stau standen. So kamen wir gegen Fünf an, haben uns «zivilisiert» noch etwas gegessen, die Bilder bearbeitet und am Bericht geschrieben und unsere Sachen und die vielen Geschenke zusammengepackt.
Heute geht es weiter in den Altai. Wohl zuerst nach Tsengel zum Kloster und dann ins Sommerlager zu den Nomaden.
Einige Abgeordneten des mongolischen Parlaments planen durch das grösste Naturschutzgebiet der Mongolei eine über 300 km lange Autohandelsstrasse und einen Grenzübergang nach China zu bauen um die Grundlage der Westmongolen zu verbessern, heisst es. Der alt/neue Grenzübergang „Naransevstei“ soll eine direkte Verbindung mit der chinesischen Provinz „Gansun“…
Ein neues Zeitalter hat begonnen. Die Gemeinschaft der Nomaden, das Sippenleben, bot ihnen über Jahrhunderte Schutz und Rettung. Das Spannungsfeld, dass die neue Zeit mit den Herausforderungen brachte, fordert einen radikalen Wandel. Die unvorhersehbaren Wetterphänomene, die Einbindung der Selbstversorger in den Geldkreislauf oder das Internet mit den (Ver) Lockungen…
Galsan Tschinag hat mittlerweile 39 Bücher in deutscher Sprache geschrieben. Davon wurden 15 in andere Sprachen übersetzt, hauptsächlich in Englisch, aber auch in Französisch, Japanisch, Türkisch und natürlich in Mongolisch. Das jüngste Buchkind «Der blaue Himmel» wurde ins Mongolische übersetzt und dazu wurde eine schöne Veranstaltung in Ulaan Baatar…