Altai-Nomaden wegen Zud in Not | Open Hearts for Mongolia

Altai-Nomaden wegen Zud in Not

Dieser Beitrag wurde verfasst von Galtai Galsan, Sohn von Galsan Tschinag.

Die Existenzgrundlage einer mongolischen Nomadenfamilie sind ihre Tiere. Die meisten Nomaden haben durchschnittlich mehrere Schafe und Ziegen (50-100), noch einige Rinder oder Yaks (5-10) und wenige Pferde (1-5) als Transportmittel. Darum leben sie, wie man sagt, nach der Laune des Wetters und der Tiere. Viermal im Jahr ziehen sie um, um die besten Voraussetzungen für Ihre Tiere (wie Vegetation, Weidemöglichkeiten, Wasser, Windschutzstelle usw.) zu erfüllen. So werden in den drei Sommermonaten Milchprodukte wie luftgetrockneter Quark, Milchrahm und Butter emsig hergestellt, damit sie im Winter genug Nahrung ausser Fleisch haben. Was sie nicht selber produzieren oder anpflanzen, wie z.B. Mehl, Reis oder manchmal auch Gemüse, können sie beim Viehtausch ergänzen. Andererseits dienen die Tiere für die Nomaden als finanzielle Quelle. Nomaden, die genug Tiere haben, können ihre Tiere auf dem Markt verkaufen und so an Geld gelangen.

Wenn die Tiere im Sommer gut ernährt sind, geben sie vorerst genug Milch und können den harten Winter bei üblichen minus 40 Grad Celsius gut überwinden. Sofern der Winter nicht allzu hart ausfällt, können die Jungtiere pünktlich zum Frühlingsanfang im März und April gesund auf die Welt kommen. Es ist aber leider auch dann nicht selbstverständlich, dass alle Jungtiere den Sommer erleben, weil die Frostzeit bis Mitte Mai andauert und ihre Lebenschancen während dieser Zeit und je nach Wetter immer an der Schwelle zwischen Leben und Tod hängt.

Nur im Winterlager der Nomaden gibt es Viehställe. Sie sind ganz primitiv mit Holz oder Steinen gebaut und ohne Dach. Bloß in der Nacht kommen die Tiere in den nur einigermaßen windgeschützten Stall. Temperaturmäßig ist es aber nicht viel wärmer als draußen und tagsüber kommen alle Tiere auf die Weide. Dann sind sie den Naturgewalten überlassen.

Darum ist es für die Nomaden lebensnotwendig ihre Tiere gut über den Winter zu bringen. Sonst müssen sie wieder neu anfangen oder in die Hauptstadt Ulaanbaatar gehen, in der 70% der Einwohner unter der Armutsgrenze leben und dabei auf ein Wunder hoffen.

Schlimmste Befürchtungen

Ab 9.Februar 2016 begann das Jahr des Affen nach dem Mondkalender. Dies bedeutet einerseits der Beginn eines neuen Jahres, aber andererseits ein Zyklus der Kältekatastrophe in der Mongolei, die als Zud bekannt ist.

Schon 1944 im Jahr des Affen dauerte die Kältekatastrophe in der Mongolei 150 Tage und dabei starben 9,2 Millionen Tiere. Im nächsten Jahr des Affen 1956 starben in der Mongolei wegen des „Zud“ 2,2 Millionen Tiere. Im darauf folgenden Jahr des Affen 1968 verlor die Mongolei 4,4 Millionen Tiere. In den Jahren von 1970 bis 1990 konnten die Nomaden wegen einer guten Vegetation im Sommer genug Heu ernten und damit konnten die Katastrophen mit wenig Verlust überwunden werden. In den letzten Jahren wurde der Zyklus der Naturkatastrophen immer häufiger.

Im Winter des Jahres 2000 hielt  Zud 157 Sums (Verwaltungseinheit) im Griff und es starben 2,4 Millionen Tiere. Im darauffolgenden Jahr erreichte Zud 192 Sums und es starben 3,5 Millionen Tiere. Somit standen über 5’000 Familien am Ende ohne Tiere bzw. ohne ihre Existenz da.

Wir befürchten in diesem Winter einen „Eisernen Zud“. Dies bedeutet, dass eine geschlossene Eisdecke alle Nahrung unter sich versiegelt und die Tiere nichts zum Fressen finden können.  Somit sterben vorerst die schwächsten Tiere und wenn die Kälte in den Spätwintermonaten weiter andauert, sterben alle Tiere, die keinen Zusatznahrung bekommen können.

Nach Meldungen der Altai-Nomaden hat eine geschlossene Eisdecke die Westmongolei versiegelt und die Nachttemperaturen erreichen immer weiter über minus 40 Grad. Viele Nomaden haben unzählige Tiere verloren und es kann noch zur flächendeckenden Katastrophe – zum eisernen Zud – führen. Darum brauchen sie Hilfe.

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